Kräfte bündeln, Mischung
erhalten - Perspektiven für die Wirtschaft in der Innenstadt


 

Wer aufmerksam durch die Straßen im URBAN-Gebiet geht, kann eine ganze Menge über die Wirtschaftsstruktur erfahren. Auffällig ist zunächst einmal die enge Verflechtung von Wohnen und Arbeiten. Handwerksbetriebe in Gewerbehöfen und Lagerhallen, die unmittelbar an Wohnhäuser grenzen, sind typisch, wobei kleine Betriebe dominieren. Aber auch die Probleme dieser vom Strukturwandel geprägten Gegend springen dem Spaziergänger ins Auge: An vielen Gewerberäumen hängt ein Schild „Zu vermieten”. Auch etliche ehemalige Fabriken stehen leer.

Diese Eindrücke lassen sich mit Zahlen belegen. Für das Komponistenviertel in Weißensee beispielsweise hat die „Gesellschaft für kommunale Planung und Stadtentwicklung” (Complan) in einer Erhebung festgestellt:
Der Leerstand hat zugenommen, vor allem bei großflächigen Gewerbeansiedlungen (zum Beispiel Schlachtereien) und Remisengebäuden, die früher von Handwerksbetrieben genutzt wurden. Im Bezirk Prenzlauer Berg sieht es ähnlich aus. Vor allem produzierende Betriebe ziehen immer häufiger an den Stadtrand. Hier ist die Zahl der Firmen und Beschäftigten in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Der Trend geht hin zum Dienstleistungsbereich. Die neuen Läden und Büros haben jedoch Schwierigkeiten, sich am Markt zu behaupten. Folge: eine hohe Fluktuation, die sich an der Zahl der Gewerbean- und abmeldungen ablesen läßt. Im Jahr 1998 gab es bei einem Bestand von 10 193 Betrieben in Prenzlauer Berg 2020 Anmeldungen und 1555 Abmeldungen.

Zur Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung hat die Europäische Union folgende Ziele formuliert:
Verbesserung der Rahmenbedingungen für kleinere und mittlere Unternehmen
Stärkung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe
Förderung von umweltverbessernden Maßnahmen
Initiierung neuer wirtschaftlicher Tätigkeiten

Auf dieser Grundlage hat die Gemeinschaftsinitiative URBAN für Berlin ein Konzept entwickelt, das den Schwerpunkt auf die lokale Wirtschaft im Fördergebiet legt. Die Mischung von Wohnen und Arbeiten soll erhalten werden, denn sie bringt ein Stück Urbanität in die innerstädtischen Quartiere. „Je mehr Firmen hier wegziehen, desto trister wird es”, sagt auch Henry Biebaß von der „Wirtschaftswerkstatt”. Das URBAN-geförderte Projekt veranstaltete zu diesem Thema kürzlich eine Tagung mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik. Einig waren sich alle Fachleute, dass man die Situation des Gewerbes nicht isoliert sehen kann. „Notwendig ist eine gemeinsame gebietsbezogene Entwicklung von Wohnen und Gewerbe, die einhergehen muss mit der Schaffung von Arbeitsplätzen”, formulierte Theo Winters vom Sanierungsträger S.T.E.R.N.

Welchen konkreten Beitrag hierzu URBAN leistet, wollen wir Ihnen in dieser Ausgabe näherbringen.