Ein Park, viele Ansprüche - Der Umgang mit Nutzungskonflikten





Action und Entspannung: im
Neuen Hain soll jeder auf
seine Kosten kommen

Mehr Grün in der Stadt wünschen sich wohl alle, aber die Vorstellungen, wie man die Erholungsflächen nutzen möchte, sind völlig unterschiedlich. Ältere Leute möchten sich in Ruhe an den Blumenbeeten erfreuen, türkische Großfamilien zieht es sonntags in den Tiergarten zum Grillen, während sportbegeisterten Jugendlichen Bäume und Liegewiesen allein einfach zu langweilig sind. "Die unterschiedlichen Bedürfnisse sind vor allem alters- und geschlechtsabhängig", meint Luise Preisler-Holl vom Deutschen Institut für Urbanistik. "Es kommt darauf an, dass man die unterschiedlichen Bereiche voneinander trennt, so dass sich Sportler und Ruhesuchende nicht in die Quere kommen", sagt die Landschaftsplanerin.

Im Neuen Hain will man Nutzungskonflikte entschärfen, indem man den 10 Meter breiten Hippodromweg in zwei Bereiche trennt: Einen klassischen Parkweg für Spaziergänger und einen rad- und rollfähigen für Skater und Fahrradfahrer. "Das ermöglicht ein gefahrloses Nebeneinander", meint die Friedrichshainer Baustadträtin Martina Albinus. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, die zu den schärfsten Kritikern der ursprünglich geplanten Skateranlage gehörte, zeigt sich weniger begeistert: "Wir plädieren für eine ruhigere, zurückhaltendere Nutzung des Parks", sagt der Fraktionssprecher Lars Liepe. Das würde auch den vielen älteren Bürgern, die hier wohnen, eher entgegenkommen. Liepe: "Die asphaltierten, skaterfreundlich angelegten Wege passen nicht zum immer wieder beschworenen Parkcharakter, sondern werden zu Rennbahnen, die ältere Parkbesucher und Eltern mit Kinderwagen gefährden."

Die Ansprüche und Bedürfnisse der Parkbesucher hätten sich verändert, meint dagegen Eva Butzmann, Landschaftsplanerin beim Bezirksamt Prenzlauer Berg: "Statt bloßer Beschaulichkeit ist heutzutage Sport und Fitness gefragt." Dass der Schwerpunkt im Neuen Hain auf aktiver Erholung liegt, hält sie für vertretbar, solange es - wie im alten Teil des Volksparks - auch ruhige Ecken gibt. "Alle Ansprüche kann man nun mal nicht unter einen Hut bringen", weiß die Landschaftsplanerin. "Dennoch gibt es Verdrängungsprozesse, die ruhigen Plätze werden in der Stadt immer weniger", so Butzmann. Aufgabe der Stadtplanung sei es daher, allen Nutzergruppen einen Ort zu bieten.