Innerstädtisches Kleinod - Fragen an Martina Albinus, Baustadträtin von Friedrichshain






Ausstellung Friedrichshain
1990 bis 2000
vom 4.10 bis 31.12.2000
Rathauspassage
Frankfurter Allee 35-37
Die Planungen zum
Neuen Hain werden
Bestandteil der
Ausstellung sein.

Ursprünglich sollte der Neue Hain schon Ende dieses Jahres fertig sein. Wie kam es zu der Verzögerung?

Das hat vor allen zwei Gründe: Zum einen wurde beim Abbruch des Stadions festgestellt, dass der Boden unter den Schwimmbecken mit Giftstoffen belastet ist. Wir mussten daher erst ein Gutachten abwarten, wie mit diesen Altlasten umzugehen ist. Zum zweiten ist das Gesamtkonzept überarbeitet worden, was auch ein höheres Finanzvolumen nach sich zog als ursprünglich beantragt. Sicher ist aber, dass der Neue Hain Ende 2001 fertig sein wird, einzelne Teile der Außenanlage werden wahrscheinlich schon früher nutzbar sein.

Warum sind Sie vom ursprünglichen Konzept einer Skateranlage im ehemaligen Schwimmbecken abgekommen?

Die Angebote für die Trendsportarten sind ja integraler Bestandteil des neuen Gesamtkonzeptes und wurden daher nicht aufgegeben, sondern ergänzt. Die Änderungen beruhen auf zwei Aspekten: Zum einen hat man erst durch die Freilegung des inneren Bereichs die Qualität dieses einmaligen Landschaftsraums erkannt. Hier noch Baukörper einzuordnen, würde dem landschaftsästhetischen Gestaltungsgedanken entgegenstehen. Und zweitens stellte sich beim Abriss heraus, dass die Schwimmbecken wegen der Altlasten abgedichtet werden müssen, damit die Giftstoffe nicht in das Grundwasser gelangen können. Dazu kommt aber auch, dass wir in Diskussionen mit Fachleuten zu einer günstigeren Flächen- und Nutzungsaufteilung gelangt sind. Konflikte zwischen eher gemütlichen Skatern und solchen, die sportlicher fahren wollen, können wir so vermeiden.

Gab es nie die Idee, einfach einen normalen Landschaftspark zu gestalten?

Abgesehen davon, dass sich dann das Problem der Finanzierung gestellt hätte - denn Parkanlagen werden nicht gefördert aus Bundesmitteln - sehen wir den Neuen Hain nicht isoliert, sondern in Kombination zum Volkspark und auch zum benachbarten SEZ. Daher haben wir überlegt, welche Nutzungen es dort nicht gibt - und das sind eindeutig Angebote aus dem Bereich Freizeit, Vereins- und Breitensport. Auch aus der Bevölkerung kam im Rahmen einer Bürgerbefragung ein ganz klares Votum: Man möchte einen landschaftlich gestalteten Park, aber mit integrierten Angeboten für Sport und Freizeit. Wenn man bedenkt, dass der Bezirk Friedrichshain an zweitletzter Stelle steht, was die Versorgung mit Sport- und Freizeiteinrichtungen betrifft, ist das nicht verwunderlich. Vom Charakter her - und darauf legen wir allergrößten Wert - ist und bleibt das eine öffentliche Parkanlage ohne Zugangsbeschränkung. Kommerzielle sportliche Nutzung findet nur in dem Zelt und in dem Bereich der ehemaligen Schwimmbecken statt.

Wer hat mehr vom Neuen Hain: die Anwohner oder die Touristen?

Das widerspricht sich nicht, aber in erster Linie ist die Planung an der Bevölkerung hier und ihren Bedürfnissen orientiert. Es wird Angebote für alle Altersgruppen geben, von Kindern bis zu Senioren, der Schwerpunkt liegt aber auf jugendlichen Bewohnern und Touristen, wobei ich das touristische Potenzial vor allem in den Wettkämpfen und Sportveranstaltungen sehe. Bei der Größe der Fläche gibt es für jeden etwas, auch für Ruhesuchende. Die sportlichen Angebote konzentrieren sich auf den mittleren Teil und werden eng mit dem SEZ abgestimmt. Deswegen bedaure ich auch sehr, dass derzeit völlig unklar ist, was mit dem SEZ passieren soll. Eins steht fest: Es gibt keinen Ort in der Innenstadt, der solche Angebote haben wird wie das Gesamtensemble Neuer Hain, Volkspark und SEZ. Hier entsteht ein innerstädtisches Kleinod mit Ausstrahlung auf die Nachbarbezirke und darüber hinaus.