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Projektkoordination von KICK
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Der 19-jährige Marc wurde bei einer Sachbeschädigung erwischt. Bei der Vernehmung empfahl ihm der Kripobeamte, doch mal bei KICK in der Kollwitzstraße vorbeizuschauen. Dort könne er seinen Frust auf sinnvollere Art und Weise loswerden. Marc war zunächst wenig begeistert. "Ich habe keine Lust auf Sozialarbeiter, die mich vollquatschen", meint er. Aus Neugierde ist er trotzdem mal hingegangen. Dass er dort kostenlos die Fitnessgeräte benutzen oder Volleyball spielen kann, findet er gut. Seitdem kommt er öfter auf den Platz. Auf den Ausgang seines Strafverfahrens hat das keinen Einfluss. "Bei uns gibt es keine typische Beratungsatmosphäre - wer von uns Betreuern nichts will, wird in Ruhe gelassen", erklärt Claudia Korn von KICK. Zumal die attraktiven Sport- und Freizeitangebote nicht nur straffällig gewordenen Jugendlichen, sondern allen interessierten jungen Menschen offen stehen. Ob Fußball oder Ruderkurse, Graffiti-Workshops oder Klettern unter Anleitung - auf dem Gelände gibt es zahlreiche Möglichkeiten, seine Freizeit sinnvoll zu gestalten. Durch die URBAN-Mittel konnten zudem ein Bewerbungstraining, Computerkurse und eine Fahrradwerkstatt realisiert werden. Ziel des präventiven Ansatzes ist es, mit Sportangeboten und sozialpädagogischer Betreuung zu vermeiden, dass Kinder und Jugendliche in eine kriminelle Karriere abrutschen. Das Besondere bei KICK ist die enge Zusammenarbeit mit der Polizei. "Die Polizei schickt nur leichtere Fälle zu uns, meist sind es Erst- und Bagatellstraftäter, an die anderen würden wir gar nicht herankommen", sagt Claudia Korn. Geboren wurde die Idee des KICK-Projektes bereits Mitte der 80er Jahre, und zwar von einem Polizisten. Kriminalhauptkommissar Achim Lazai war es leid, immer wieder die gleichen Jugendlichen vor sich zu haben, die ihm bei der Vernehmung erzählten, dass sie aus Frust und Langeweile "Mist gebaut" hätten. "Wenn ein Jugendlicher für Jahre im Gefängnis landet, ist es zu spät, man muss viel früher ansetzen", sagt Lazai. Sport erschien ihm als ideales Mittel der Gewaltprävention, denn sportliche Betätigung kann dazu beitragen, Aggressionen abzubauen, fördert den Teamgeist und vermittelt ein besseres Selbstwertgefühl. 1991 wurde unter der Trägerschaft der "Sportjugend Berlin" der erste KICK-Standort eröffnet, mittlerweile gibt es in Berlin zehn KICK-Projekte. Das bundes- und europaweit viel beachtete Konzept soll auch in andere Städte "exportiert" werden. Der Kontakt zu den Betreuern entsteht beim gemeinsamen Sporttreiben quasi nebenbei. "Die meisten fangen irgendwann an, über ihre Probleme zu reden", sagt Claudia Korn. Ob es Schwierigkeiten in der Schule, Stress mit den Eltern oder beengte Wohnverhältnisse sind - das KICK-Team versucht zu helfen und vermittelt bei Bedarf auch an andere Einrichtungen weiter. "Die wenigsten Jugendlichen bekommen zu Hause vorgelebt, wie sie ihre Freizeit sinnvoll gestalten können", berichtet Claudia Korn. Besonders auffällig seien die zerstörten Familienstrukturen im Kiez: Ein hoher Anteil an Alleinerziehenden, aber auch kinderreiche Familien, die wenig Geld haben. "Viele Kinder sind den ganzen Tag sich selbst überlassen", erzählt die Sozialpädagogin. Die finanziellen Probleme vieler Familien spielen nach ihrer Einschätzung eine große Rolle für kriminelles Verhalten: "Die Kids klauen, weil sie etwas haben wollen, was sie sich nicht leisten können - bei Mädchen sind das Schminkutensilien, bei Jungs Markenschuhe oder teure Stifte", so Korn. |