Jugendclubs leisten die beste Prävention - Fragen an Carsten Szymanski, Jugendbeauftragter der Polizei
bei der Direktion 7


Jugend im gewaltfreien Raum? Neue Ressourcen nutzen!
Veranstaltung der "Landeskommission Berlin gegen Gewalt" und der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema Gewaltprävention durch Konfliktlotsen am 13./14. 12. 2000.
Teilnahmebedingungen unter
Telefon 90 26 54 53




Arbeitet eng mit der
Polizei zusammen:
das KICK-Projekt

Wie ist die Entwicklung im Bereich der Jugendkriminalität?

Nachdem wir Ende der 80er Jahre gewaltige Steigerungsraten zu verzeichnen hatten, ist die Zahl der jugendlichen Straftäter in den letzten Jahren konstant geblieben. Typische Jugendstraftaten sind Diebstähle, Sachbeschädigungen und Raubtaten wie zum Beispiel das Abnehmen von Handys. Gerade der Bereich Raub bereitet uns aber einige Sorgen, zum einen, weil dabei immer gewalttätiger vorgegangen wird, und zum anderen, weil die Täter immer jünger werden - der Anteil der unter 14-Jährigen ist eindeutig zunehmend. Besorgnis erregend ist auch, dass ein Unrechtsbewusstsein oft gar nicht mehr vorhanden ist.

Gibt es Erkenntnisse darüber, warum Jugendliche straffällig werden?

Keine eindeutigen. Zunächst einmal ist es wichtig, so genannte "Phasendelikte", die viele Jugendliche mal begehen, von einer eindeutig kriminellen Karriere zu unterscheiden. Während diese "Experimentierphase" von alleine vorübergeht, gibt es auch Jugendliche, die immer häufiger immer schwerere Taten begehen. Bei den Vernehmungen nennen diese Jugendlichen oft Frust oder Langeweile als Motiv, aber ich denke, da spielen eigentlich tieferliegende Dinge eine Rolle, insbesondere die familiären Verhältnisse. Gewalt entsteht ja nicht aus Langeweile, sondern aus der Erfahrung heraus, dass man mit Gewalt zum Ziel kommt.

Was tut die Polizei, damit Jugendliche nicht in die Kriminalität abrutschen?

Bei der Prävention sind zwei Dinge entscheidend: sinnvolle Freizeitgestaltung und die Vermittlung von Normen. Beides kann die Polizei nur bedingt leisten, schon deswegen, weil wir verpflichtet sind, jede beobachtete Straftat zu melden. Wir können daher nicht so leicht wie Sozialarbeiter ein Vertrauensverhältnis zu den Jugendlichen aufbauen. Dennoch leistet auch die Polizei Präventionsarbeit. Zum Beispiel organisieren wir Sprayerfestivals und Fußballturniere oder führen Antigewaltseminare an Schulen durch. Das meiste auf dem Gebiet der Prävention wird jedoch von den Jugendclubs geleistet und deswegen sind wir über jeden Jugendclub traurig, der schließen muss.

Welche Erfahrungen hat die Polizei mit dem KICK-Projekt gemacht?

Ausgesprochen gute. Sinnvolle Freizeitgestaltung ist, wie gesagt, das A und O, daher halten wir KICK für eine sehr wichtige Einrichtung. Die gute Zusammenarbeit mit KICK, aber auch mit anderen freien Trägern zeigt übrigens auch, dass sich das Verhältnis zwischen Polizei und Sozialarbeit grundlegend gewandelt hat. Noch Ende der 80er Jahre lehnten es viele Sozialarbeiter ab, sich mit der Polizei an einen Tisch zu setzen, und auch umgekehrt gab es Vorbehalte. Heute findet - unter gegenseitiger Achtung der verschiedenen Aufgabenbereiche - ein konstruktives Miteinander statt.