Vernachlässigte Kinder sind gefährdete Kinder - Sexueller Missbrauch


Abenteuerlicher Bauspielplatz Kolle 37
Kollwitzstraße 35
10405 Berlin
Telefon 442 81 22
Fax 44 05 11 92
www.spinnenwerk.de/kolle37
E-Mail kolle37@gmx.net

Kind im Zentrum
Neue Schönhauser Straße 16
10178 Berlin
Telefon 282 80 77
Fax 282 93 90

Kinderzimmer
Zionskirchstraße 73
10119 Berlin
Telefon 0171.890 09 33


Bietet Kindern einen
geschützen Ort: der von URBAN
geförderte Spielplatz Kolle

Kinder und Jugendliche sind in zunehmendem Maße nicht nur Täter, sondern auch Opfer von Verbrechen. So wurden im vergangenen Jahr 7482 Berliner Kinder Opfer von Gewalttaten. Das sind rund 400 mehr als 1998. Die tatsächliche Zahl wird jedoch weitaus höher geschätzt. Für viele Kinder- und Jugendeinrichtungen sind Kinderpornografie und die organisierte Prostitution von Minderjährigen keine Sensationsmeldungen aus der Presse, sondern traurige Realität. Auch auf dem Abenteuerlichen Bauspielplatz Kolle 37 sind schon Männer aufgetaucht, die Kinder direkt auf dem Platz ansprechen und belästigen wollten. Dass es diese Vorfälle seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gibt, führt das Team von Kolle auch darauf zurück, dass es gelungen ist, dieses Tabuthema öffentlich zu machen. "Wir pflegen einen regelmäßigen Austausch mit anderen Einrichtungen und haben den bezirklichen Arbeitskreis gegen Kinderpornografie mitgegründet", berichtet Martyn Sorge, einer der Betreuer bei Kolle. In Zusammenarbeit mit Kind im Zentrum, einer Organisation, die sich um Täter und Opfer sexuellen Missbrauchs kümmert, erarbeitet Kolle derzeit Richtlinien, wie sexuelle übergriffe in offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen zu verhindern sind - und zwar übergriffe durch Fremde ebenso wie durch Betreuer.

Prenzlauer Berg, so das Kolle-Team, sei bei der Kripo bekannt als "Hochburg der Pädophilen". "Die suchen sich ganz gezielt Gebiete aus, wo viele Kinder aus sozial schwierigen Familienverhältnissen wohnen", sagt Nilson Kirchner. Er ist Bürgerdeputierter im Kinder- und Jugendhilfeausschuss Prenzlauer Berg und Mitarbeiter im Kinderzimmer, einer Einrichtung am Teutoburger Platz, die der Vernachlässigung von Kindern aus sozial benachteiligten Familien entgegenwirken will. "Kinder, die ständig mit alkoholisierten, desinteressierten Eltern zu tun haben, sind natürlich fasziniert, wenn da einer sagt: "Komm, ich kümmere mich um dich, du kannst bei mir wohnen" ", berichtet Kirchner. Solche Kinder seien viel leichter zu locken, sei es mit Videospielen oder mit so "erschreckend profanen Dingen wie Essen", weiß der Sozialpädagoge. Als Gegenleistung müssen sie sich dann zum Beispiel vor der Kamera ausziehen. Dabei seien es keineswegs nur Kinder aus typischen Problemfamilien, die vernachlässigt würden: "Wir haben es auch zunehmend mit Kindern aus materiell behüteten, wohlsituierten Verhältnissen zu tun, wo die Kinder aber trotzdem sozial verwahrlost sind, weil beide Eltern keine Zeit für sie haben", so Kirchner. Viele Kinder kompensieren das durch Gewalttätigkeit.

Die Gründe, warum Kinder Missbrauch erdulden, überschneiden sich also mit denen, warum Jugendliche straffällig werden. Und manchmal, so Kirchner, komme es gar zu einem unentwirrbaren Geflecht von Opfer- und Täterschaft. Wie im Falle eines Jungen, der zuerst selber sexuell ausgebeutet wurde und dann für den Pädophilen als Schlepper arbeitete.

Was tun gegen solche Zustände? Ein Patentrezept gibt es nicht. Mehr Informationen in den Schulen und den Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche sei aber sicher ebenso wichtig wie eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen zuständigen Behörden, so Nilson Kirchner. Und Kinder brauchen "geschützte Orte", wie der Abenteuerspielplatz oder das Kinderzimmer, wo die Kinder wissen, dass sie einen Ansprechpartner haben, und wo versucht wird, sie in ihrer Persönlichkeit zu stärken.