Grundsätzliche Veränderungen erreicht - Fragen an Jugendstadtrat Kleinert (Prenzlauer Berg) und Schulamtsleiter Gapp


Die Schulen im Internet
www.sensjs.berlin.de



Burkhard Kleinert



Roger Gapp



Platz zum Spielen und
Toben: mit URBAN-
Mitteln gestalteter
Schulhof

Wie ist die Situation der Schulen im Prenzlauer Berg?

Kleinert: Der Prenzlauer Berg ist im Schulbereich in mehrfacher Hinsicht im Umbruch. Zum einen haben wir seit Mitte der 90er Jahre stark rückläufige Schülerzahlen zu verzeichnen. Die andere Seite des Problems ist, dass wir eine Vielzahl alter Schulgebäude haben, die aufgrund der mangelhaften Instandsetzung zu DDR-Zeiten ziemliche Verschleißerscheinungen aufweisen. Gleichzeitig stehen dem Bezirk aufgrund der Haushaltssituation im Land Berlin immer weniger Mittel zur baulichen Unterhaltung zur Verfügung.

Vier Schulen in ihrem Bezirk sind mit Hilfe von URBAN – Mitteln saniert worden. Was ist das Besondere dieser Schulprojekte?

Kleinert: Die URBAN-Projekte ermöglichen Veränderungen in einem Maß, das mit den herkömmlichen Mitteln nicht denkbar wäre. Es geht ja nicht darum, daß jetzt URBAN-Gelder an die Stelle von Haushaltsmitteln der Kommune treten. Vielmehr sind die Projekte so zu konstruieren, daß der von der EU gewollte Effekt erreicht wird, also die Verbesserung der sozialen Infrastruktur, der Ökologie und der Beschäftigungssituation.

Gapp: Um es konkret zu machen: An drei Schulen werden die restlichen Malerarbeiten und die Elektrosanierung von einem Ausbildungsprojekt gemacht. Hier findet also eine Verknüpfung von ökologischer Sanierung und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen statt. Für ganz wesentlich halte ich auch die Schwerpunktsetzung beim URBAN-Programm, das heißt die Konzentration auf vier Standorte. Das Gießkannenprinzp bringt nicht viel.

Einzelne Maßnahmen sind ja schon seit längerem abgeschlossen. Wie sind denn da die Erfahrungen? Zeigt sich eine langfristige Wirkung?

Kleinert: Wir haben grundsätzlich positive Erfahrungen mit URBAN gemacht, das Programm hat sich im Bezirk gut umsetzen lassen. Die Ergebnisse der Projekte sind auch eingeflossen in die Richtlinien zur ökologischen Schulsanierung, die die Senatsbauverwaltung erlassen hat. Das Problem ist aber: Was wird, wenn URBAN ausgelaufen ist? Das beste Beispiel ist der Schülerclub in der Pasteur-Oberschule. Der ist zwar geschaffen, aber die Weiterführung der Einrichtung mitsamt der Stelle wird dann zum Problem für den Bezirkshaushalt.

Gapp: Es wird versucht, die baulichen Maßnahmen mit der Unterrichtsgestaltung zu verknüpfen. Die Schüler an der 2. Grundschule in der Heinrich-Roller-Straße beispielsweise können genau sehen, wann sich das Windrad dreht oder wieviel Regenwasser noch in der Zisterne ist. Wo das in den Unterricht einfließt und die Kinder das in die Familien reintragen, wird auch ein Multiplikationseffekt erreicht.

Gibt es denn schon messbare Ergebnisse, was die Umweltentlastung betrifft?

Gapp: Ja. Beispielsweise durch den Einsatz der Temperaturreglergeräte, die wir in der 2.Grundschule ausprobiert haben, wurde ein Drittel der Gaskosten gespart. Auch der Wasserverbrauch reduziert sich ganz eindeutig, wenn bei der Toilettenspülung Regenwasser genutzt wird. Und die Müllmenge ging zurück: Statt ursprünglich acht große Müllcontainer wie 1990 brauchen wir jetzt nur noch zwei pro Schule.

Kleinert: Wir versuchen die Schulen auch finanziell an solchen Fragen zu interessieren: wenn sie zum Beispiel Energie einsparen oder wenig Müll verursachen, können sie die Mittel, die dadurch frei werden, für andere Zwecke einsetzen.