Autos zählen, Solarzellen löten - Umweltunterricht ganz praktisch


Förderverein
heureka e.V.

Haus Natur und Umwelt
Wuhlheide
12459 Berlin
Telefon 535 19 86
Fax 535 19 90

Unabhängiges
Institut für
Umweltfragen e.V. (UfU)

Greifswalder Straße 4
10405 Berlin
Telefon 42 84 99 33
Fax 42 80 04 85
www.ufu.de



Aus Schülern werden
Umweltexperten

Wenn Volker Drewitz und seine Kollegen vom Förderverein „heureka” in eine Schule gehen, bringen sie in ihren Koffern ein ganzes Arsenal vom Messgeräten, Mikroskopen und Modellen mit. Denn auf graue Theorie wollen sie sich in ihrem Umweltunterricht nicht beschränken. Stattdessen bauen die Schüler kleine Kraftwerke, führen auf Hauptverkehrsstraßen Lärmmessungen durch oder schauen sich eine Mülldeponie von innen an. Die Aktion „Umweltfreundliche Schule” ist ein URBAN-Projekt, das die Umwelterziehung als wichtige Komponente bei der Durchsetzung des Umweltschutzes betrachtet. „Wir möchten den Schülern einen direkten Zugang zu den Problemen des Umweltschutzes vermitteln und zwar abgestimmt auf Alter und Interessen der Schüler”, erklärt Volker Drewitz von heureka. Der Verein ist Träger des „Haus Natur und Umwelt” in der Wuhlheide und führt schon seit 1994 Projektwochen an Schulen durch. Mit großem Erfolg: Schüler und Lehrer sind begeistert. Der Unterricht ist fest in den Lehrplan eingebunden, es müssen benotete Leistungsnachweise erbracht werden. Trotzdem, so Drewitz, sind vor allem die Jüngeren „ganz heiß” auf den Unterricht. „Die Größeren gehen cooler ran, da ist es mitunter nicht so einfach, das Interesse zu wecken.” Die Projektwochen dauern drei bis fünf Wochen und behandeln die Themen Abfall, Lärm, Wasser, Energie und Verkehr.

Auch echte Umweltentlastungseffekte sollen erreicht werden. So prüfen die Schüler im Schulgebäude und auch zu Hause, wo es Einsparmöglichkeiten von Wasser und Energie gibt. Beliebt sind auch die Geschwindigkeitsmessungen. Der größte Clou für die Schüler: Einmal wurde ein Lehrer erwischt, der mit 70 Sachen durch die Tempo-30-Zone bretterte.

Auch das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) führt praxisbezogenen Umweltunterricht an Schulen durch. Hier hat man sich aber auf das Thema Energiesparen und Nutzung erneuerbarer (regenerativer) Energien spezialisiert. „Wir reden nicht über vieles ein bisschen, sondern gehen richtig in die Tiefe”, sagt die Projektleiterin Liliane van Dyck. Mit den Schülern zusammen werden solarthermische und photovoltaische Anlagen gebaut. „Der praktische Umgang mit Rohmaterialien ist sehr wichtig, die Schüler löten beispielsweise selber Solarzellen”, betont van Dyck. Zusammen mit den Schülern wird eine Energieanalyse des Schulgebäudes erstellt. Durch die in Berlin geltende sogenannte „fifty-fifty-Regelung” wird dafür ein finanzieller Anreiz geschaffen: Die Schulen bekommen 50 Prozent der durch ihr bewusstes Nutzerverhalten erzielten Einsparungen vom Schulträger zurückerstattet. „Am Ende des zweijährigen Unterrichts sind aus den Schülern richtige Experten geworden, die erlebt haben, dass Windkraftanlagen oder Solarzellen keine Spielereien sind,” sagt Liliane van Dyck.