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Abenteuerlicher
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Samstagnachmittag auf dem Abenteuerlichen Bauspielplatz Kolle 37. Während einige Kinder sich um die Ausmistung der Kaninchenställe kümmern, sind andere gerade dabei, sich mit Hammer und Nägeln eine Hütte zu bauen. Als es dunkel wird, setzen sich alle um ein großes Lagerfeuer. Wer will, kann sich ein Würstchen braten oder Kartoffeln in die Glut legen. Im neu gebauten, mit URBAN-Mitteln geförderten Spielhaus können sich die Kinder auch bei Regen oder Kälte beschäftigen. Möglich ist hier vieles: Filzen, Töpfern, Kochen oder Schmieden um nur einige der handwerklichen Angebote zu nennen. Gleichzeitig soll das nach ökologischen Kriterien gebaute Haus auch als Kiezkommunikationszentrum dienen. Schulen, Initiativen und Vereine können die Räume nach Absprache nutzen. Der Abenteuerspielplatz in der Kollwitzstraße wird sehr gut angenommen. Im Schnitt besuchen uns täglich 40 bis 60 Kinder und Jugendliche, berichtet Martyn Sorge, einer der Betreuer. Die Kids sind zwischen 6 und 16 Jahren und kommen aus der näheren Umgebung, aber auch von weiter her. Zwei Drittel der Stammbesucher, so Sorge, kommen aus schwierigen Familienverhältnissen. Die kriegen morgens 5 Mark, damit sie sich einen Döner kaufen können, und setzen das in Zigaretten um. Nach der Schule kommen sie dann ausgehungert zu uns, erzählt Martyn Sorge. Um so wichtiger ist es den Betreuern, zusammen mit den Kids zu kochen, obwohl das nicht bezuschusst wird. Das Geld ist überhaupt ein leidiges Dauerproblem, auch für den Abenteuerspielplatz Marie, der nicht von URBAN, sondern komplett durch den Bezirk finanziert wird. Nachdem die Finanzierung der beiden Spielplätze im letzten Jahr auf der Kippe stand, sieht es auch im Jahr 2000 nach einer Zitterpartie aus: Der Bezirk hat kein Geld. Gesichert ist die Finanzierung derzeit nur bis April. Dass aus dem Kiez immer mehr
Familien wegziehen, hat man auch in der Kollwitzstraße 37 zu
spüren bekommen. Aber seit einem Jahr, so Sorge, ist die
Kinderzahl im Bezirk wieder ansteigend. In letzter Zeit kommen
immer mehr Kinder aus neu hinzugezogenen, wohlhabenderen Familien zu
uns auf den Platz. Was andererseits zu Spannungen unter den
jungen Besuchern führt. Aber die soziale Mischung ist erwünscht.
Schließlich sollen auf dem Platz nicht nur handwerkliche
Fertigkeiten gelernt werden, sondern auch der Umgang mit Konflikten. |