Therapeutische WG in der Chefarztvilla - URBAN-Projekte im St.Joseph-Krankenhaus


St.Joseph-Krankenhaus
Gartenstraße 1-5
13088 Berlin
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Fax 927 90-700

Villa
Gartenstraße 38
13088 Berlin





Vom Bauernhof zur
modernen Psychiatrie: das
St. Josef-Krankenhaus


Demnächst beginnt der
Umbau: ehemalige
Chefarztvilla
in Weißensee

Das St.Joseph-Krankenhaus hat nichts gemein mit dem, was sich viele noch immer unter einer "Klapse" vorstellen: Helle, freundliche Häuser stehen auf dem weitläufigen Gelände zwischen dem Weißen See und dem Jüdischen Friedhof. Die Geschichte des Krankenhauses spiegelt die gewaltigen Veränderungen in der Psychiatrie wieder. 1893 wurde es von einem katholischen Laienorden gegründet als "Anstalt für nerven- und gemütskranke Herren". Noch bis in die 80er Jahre war das Krankenhaus gleichzeitig ein Bauernhof. Die Kranken wurden in der Landwirtschaft eingesetzt, fütterten die Schweine und arbeiteten auf dem Feld - früher eine übliche Unterbringung für psychisch Kranke. 1997/98 wurde die Fachklinik für Neurologie und Psychiatrie umfassend renoviert. Der Architekt legte Wert auf viel Licht und Großzügigkeit. Es entstanden Einzel- und Doppelzimmer mit modernen Bädern sowie ein Café, das nicht nur Patienten und ihren Angehörigen, sondern auch Gästen aus der Umgebung offensteht.

"Unser wichtigstes Anliegen ist es, die Klinikaufenthalte so kurz wie möglich zu halten oder auch ganz zu vermeiden", erklärt Krankenhausdirektor Wolfgang Heßler. So früh es geht, soll der Patient wieder sein gewohntes Leben aufnehmen können. Das, so Heßler, ist neu und revolutionär. "Unsere Mitarbeiter, die seit 20 oder 30 Jahren dabei sind, müssen komplett umdenken." Um Ärzte und Pflegepersonal für die neue Herausforderung fit zu machen, werden seit August letzten Jahres mit Mitteln der Gemeinschaftsinitiative URBAN Weiterbildungskurse angeboten. Inhalte sind zum Beispiel Sozialmanagement oder die Zusammenarbeit mit Trägern der außerstationären Versorgung. Insgesamt nehmen 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Qualifizierungsmaßnahmen teil.

Für ein zweites URBAN-Projekt fällt noch im Mai der Startschuss: Die ehemalige Chefarztvilla direkt gegenüber dem St.Joseph-Krankenhaus soll umgebaut werden, um dort eine therapeutische Wohngemeinschaft unterzubringen. Zehn Plätze für chronisch psychisch kranke Menschen sollen in der Villa entstehen. Die unmittelbare Nähe zum Krankenhaus bietet unschlagbare Vorteile: Die Bewohner leben zwar weitgehend selbständig außerhalb der Klinik, können aber die dortigen Therapie- und Freizeitangebote nutzen. Im Notfall steht zudem Tag und Nacht ärztliche Hilfe bereit. "Das Ganze soll keinen Heimcharakter haben, die Leute sollen das Gefühl haben: Hier ist mein Zuhause", betont Wolfgang Heßler.

Jeder Bewohner bekommt sein eigenes Zimmer, jeweils zwei teilen sich ein Bad. "Die Villa ist als Übergangslösung gedacht, bis die Leute sich wieder in einer eigenen Wohnung zurechtfinden. Durch das Zusammenleben als Wohngemeinschaft sollen sie lernen, die alltäglichen Dinge des Lebens selber zu bewältigen", erklärt Heßler. Finanziert wird der Umbau zu zwei Dritteln über URBAN-Mittel, ein Drittel trägt das Krankenhaus. Vorgesehen sind auch ökologische Maßnahmen wie Wärmedämmung und Dachbegrünung. Im Frühjahr 2001 sollen die ersten Bewohner einziehen können.