Ein urbaner Stempel für die Platte - Bei "pro agora" geht's ums Essen


Quartierspavillon
Thomas-Mann-Str. 37
10409 Berlin

pro agora -
Gesellschaft für nachhaltige Stadtkultur e.V.

Storkower Straße 55
10409 Berlin
Telefon und Fax 425 77 31
E-mail proagora@aol.com



Kneipen spielen eine
wichtige Rolle für die
Kiezkommunikation





Die ehemalige Mehrzweck-
gaststätte ist heute Treffpunkt
für die Anwohner

Städtebaulich gesehen gilt die östlich des S-Bahnhofes Greifswalder Straße gelegene Neubausiedlung als misslungen. 14 000 Menschen leben hier in Hochhäusern, die Ende der 70er Jahre gebaut worden sind. Die Bevölkerungszahl ist rückläufig, vor allem Familien ziehen weg. Viele Jugendliche sind ohne Arbeit oder Lehrstelle. 1993 wurde das Wohngebiet für ein Modellvorhaben ausgewählt. Ein Ergebnis war der Umbau der ehemaligen "Mehrzweckgaststätte" (im Volksmund auch weniger charmant "Fresswürfel" genannt) zu einem Quartierspavillon. Seitdem hat sich im Wohngebiet einiges getan, nicht zuletzt auch durch das Engagement des URBAN-geförderten Vereins "pro agora". Schon der Name ("agora", griechisch: Marktplatz) weist auf das wichtigste Anliegen des Vereins hin: Mehr Urbanität im Wohngebiet zu schaffen und dadurch die Identifikation der Bewohner mit ihrem Kiez zu erhöhen.

"Unsere Aufgabe ist es, den Quartierspavillon als soziale Mitte mit Leben zu füllen", sagt Ulrike Hohmuth von pro agora. Der Verein hat im Pavillon eine Kiezküche eingerichtet, die für Projekte der gesunden Ernährung genutzt wird. Dort treffen sich nicht nur Rentner aus dem Seniorenheim, um gemeinsam zu kochen und zu essen, sondern es werden auch Kochkurse in ökologischer Ernährung veranstaltet. "Essen geht jeden persönlich an", erklärt Hohmuth das große Interesse an den Kursen. "Die soziale Dimension des Essens ist in der heutigen Zeit jedoch verloren gegangen. Das gemeinsame Zubereiten von Speisen, die dann zusammen am Tisch gegessen werden, ist selten geworden."

Die Bewohner, so Hohmuths Eindruck, interessieren sich sehr für die Veränderungen in ihrem Quartier. Besuchern werden stolz der ökologisch umgestaltete Schulhof und die Schulgärten gezeigt, in denen Kräuter und Gemüse für die Öko-Küche angebaut werden. Die nachbarlichen Strukturen sind offenbar weniger anonym als angenommen. "Bewohner des Punkthochhauses haben uns gesagt, dass der Fahrstuhl wie eine Dorfstraße ist: Man trifft sich und tauscht Neuigkeiten aus", erzählt Hohmuth.