Wer geht, wer kommt? - Die Kiezbewohner unter der Lupe der Statistiker


Sozialstrukturatlas 1999
Telefonische Bestellung bei der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales
Preis 30 DM
Telefon 90 28 24 08
Fax 90 28 20 53





Kinderzahl abnehmend,
Handyzahl zunehmend:
Der Trend geht zu
Singlehaushalten

Lebensqualität lässt sich nicht in komplizierten Statistiken ausdrücken. Dennoch spiegelt der "Sozialstrukturatlas", der alle zwei Jahre vom Berliner Senat vorgelegt wird, die wichtigsten Trends wieder. Um die soziale Situation der Stadt zu beschreiben, wurden umfangreiche Daten zur Bevölkerungsentwicklung erhoben, und zwar nicht nur für die Bezirke, sondern auch für 171 ausgewählte "Statistische Gebiete" und 298 so genannte "Verkehrszellen". Der Blick in das 250 Seiten dicke Werk beweist: Die sozialen Brennpunkte liegen in den westlichen Bezirken. Auf einer Rangskala der sozialen Belastung bildet Kreuzberg das Schlusslicht aller 23 Bezirke, noch hinter Wedding und Tiergarten. Gleich dahinter folgen jedoch schon Friedrichshain (Rang 20) und Prenzlauer Berg (Rang 18). Der dritte URBAN-Bezirk Weißensee liegt mit Platz 10 im Mittelfeld. Als Kriterien dafür sind neben der Einkommenssituation und der Arbeitslosenquote auch die Lebenserwartung in die Bewertung mit eingeflossen.

Ganz anders sieht es jedoch beim zweitenWert aus, der ermittelt wurde: der Statusindex. Je jünger die Bevölkerung und je höher das Bildungsniveau, desto besser der Statusindex. Hier ist Prenzlauer Berg Spitzenreiter, den zweithöchsten Status aller Berliner Bezirke weist Friedrichshain auf. Hier wird deutlich, dass beide Bezirke bei Studenten außerordentlich beliebt sind.

Kleine Kinder und Jugendliche sind dagegen immer seltener auf den Straßen zu sehen. Betrug der Anteil der unter Sechsjährigen in Prenzlauer Berg 1993 noch 5,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, sank dieser Wert bis 1998 auf 3,8 Prozent. Der Anteil an jungen Erwachsenen (18 bis 34 Jahre) ist dagegen mit 38 Prozent besonders hoch.

Ins Bild von der "Yuppiesierung" passt auch, dass Friedrichshain und Prenzlauer Berg Single-Hochburgen sind. Über die Hälfte aller Prenzlberger lebt allein, Haushalte mit mehr als drei Personen sind die Ausnahme. Alle drei URBAN-Bezirke weisen allerdings ein Nettohaushaltseinkommen auf, das deutlich unter dem Berliner Durchschnitt von 2800 DM liegt. Am niedrigsten ist es mit 2250 DM in Friedrichshain (Prenzlauer Berg: 2400 DM, Weißensee: 2700 DM). Auch hier spielt wohl der hohe Anteil an Studenten, die ja in der Regel nur ein geringes Einkommen haben, eine wichtige Rolle.

Die Ergebnisse zeigen aber auch deutliche Gefälle innerhalb der Bezirke. So schneidet der Bereich um die Pasteurstraße besonders schlecht ab. Er belegt auf der Skala der Verkehrszellen Platz 228. Das bedeutet: Über 70 Prozent der Berliner leben in besseren Gebieten. Auf Platz 259 der Verkehrszellen ist - man höre und staune - der Kollwitzplatz gelandet. In Weißensee fällt auf, dass der Bereich um die Langhans- sowie um die Meyerbeerstraße deutlich negativ vom Bezirksdurchschnitt abweicht (Rang 205 beziehungsweise 173).

Kein Zweifel also: Die Bevölkerungsstruktur hat seit Anfang der 90er Jahre eine tiefgreifende Veränderung erfahren.