"URBAN war segensreich" - Fragen an Christiane Hannemann von S.T.E.R.N.,  Arbeitsgruppe Prenzlauer Berg


Ohne URBAN sähe
es für Kinder und
Jugendliche mau aus:
Abenteuerspielplatz Kolle

Welchen Einfluss hat die Sanierung auf die Bevölkerungsstruktur?

Einen geringeren, als vielfach angenommen wird. Prenzlauer Berg zeichnete sich schon immer durch eine bunte Bevölkerungsmischung aus. Sanierungsziel ist von Anfang an der Erhalt dieser Mischung gewesen. Auch wenn es eine Fluktuation gab und viele umgezogen sind, hat sich die Struktur der Bevölkerung nur hinsichtlich der Familien mit Kindern verändert. Sie verlassen das Gebiet aber nicht wegen der Sanierung, sondern aus ganz anderen Gründen. Das belegt auch eine neue Studie, die wir dazu in Auftrag gegeben haben. Viele ziehen gerade deswegen weg, weil eine Sanierung ihres Wohnhauses nicht abzusehen ist und sie woanders eine bessere Wohnung finden können.

Sehen Sie eine Entwicklung hin zur Nobelgegend?

Nein. Das Potenzial für Aufwertung ist nur in einigen Lagen überhaupt vorhanden wie zum Beispiel im Bereich um die Kollwitzstraße. Der allgemein hohe Anteil kleiner Wohnungen in stark verdichteten Hinterhauslagen in den Sanierungsgebieten ist aber sonst keine Voraussetzung für eine Nobelgegend. Am meisten passiert ist sicher am Kollwitzplatz. Trotzdem sehe ich auch hier keine Yuppiesierung. Es ist nicht so, dass sich der Bezirk völlig verändert hat, etwa in dem Sinne, dass fast keine Alteingesessenen mehr da wären und nur gutverdienende Westler in die schicken Dachgeschosse ziehen.

Im Prenzlauer Berg gibt es zahlreiche Projekte, die mit URBAN-Mitteln gefördert werden, vor allem im Schul- sowie im Jugendfreizeitbereich. Welche Bedeutung haben diese Projekte?

URBAN mit seinem gemeinwesenorientierten Ansatz ist äußerst segensreich für das Gebiet. Viele der Jugendeinrichtungen in privater Trägerschaft mussten in der letzten Zeit schließen. Und da die öffentliche Hand derzeit nur ihre Pflichtaufgaben erfüllen kann, wären wichtige und sinnvolle Projekte wie das "KICK" oder das Spielhaus auf dem Abenteuerspielplatz "Kolle" ohne die EU-Gelder nicht möglich gewesen. Gerade wenn man Familien im Kiez halten will, muss man aber in die soziale Infrastruktur investieren. Als sehr hilfreich hat sich auch erwiesen, dass sich der Bezirk bei den Projekten, die mit URBAN gefördert wurden, später nicht einfach wieder zurückziehen kann, denn sonst müssten die EU-Gelder zurückgezahlt werden. Ich kann nur sagen: Schafft zwei, drei, vier URBAN-Programme!