Wiederentdeckte Wurzeln - Aufschwung durch Spezialisierung in Sevilla


URBAN San Luis-Alameda
Victoria Bustamante Sáinz
Dirección de Administración y Economía
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41092 Sevilla/Spanien
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Chancen für Lehrlinge: eine
Ausbildung bei andalusischen
Handwerksmeistern

Am wirtschaftlichen Aufschwung, den die spanische Metropole Sevilla in den letzten Jahren erlebte, können sich nicht alle Einwohner gleichermaßen freuen. Denn an San Luis-Alameda, dem nordwestlichen Teil des historischen Stadtzentrums, ist dieser Aufwärtstrend vorübergegangen. Kontraste prägen das Viertel: prächtige Barockgebäude stehen neben leerstehenden, verfallenden Wohnhäusern. Und vom quirligen Leben der Handel- und Gewerbetreibenden, das die verwinkelten Gassen im südlichen Licht einst prägte, sind nur noch Spuren vorhanden.

Eine Arbeitslosenrate von 40 Prozent, ein überproportional hoher Anteil von Bewohnern über 65 Jahre, der schlechte Zustand von Häusern und Straßen – Ansätze genug für das URBAN-Programm in der Hauptstadt Andalusiens. Dazu gehören Investitionen in Sanierungsmaßnahmen oder der Bau eines Sportzentrums mit einem Schwimmbad. Das Lieblingsprojekt von Victoria Bustamante, die für die Koordination des Programms zuständig ist, unterstützt Kunsthandwerksbetriebe, die zum Teil seit Generationen im Viertel verwurzelt sind.

Ohne falsche Nostalgie werden neue wirtschaftliche Impulse auf der Basis alter Traditionen gesetzt. „Wir haben die Situation in San Luis-Alameda analysiert und sind dabei auf dieses große, bisher nicht ausgeschöpfte Potential an Ausbildungsplätzen gestoßen”, sagt Bustamante. Hochspezialisierte Goldschmiede, Instrumentenbauer, Bildhauer, Restaurateure, Buchbinder, Kupferstecher und Glaser gehören zur Geschichte des Stadtteils und sollen auch für seine Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Nicht zuletzt versucht man dadurch auch die touristische Attraktivität von San Luis-Alameda zu steigern.

José Manuel ist Uhrmacher aus Leidenschaft. Er hat das Handwerk von seinem Vater gelernt und sich auf die Reparatur von historisch wertvollen Uhren spezialisiert: „Hinter jeder Uhr steckt eine Geschichte, und diese Geschichte wieder zum Laufen zu bringen, ist eine sehr schöne Aufgabe”. Seine Kunden kommen inzwischen aus ganz Spanien, und in Stoßzeiten wird in der kleinen Werkstatt auch am Wochenende gearbeitet. Seit einigen Monaten wird er von dem 18jährigen Lehrling Dani unterstützt. „Nie zuvor habe ich so viele Dinge in so kurzer Zeit gelernt”, meint Dani. „Das liegt aber nicht nur am handwerklichen Geschick von José Manuel, sondern auch an seinen Qualitäten als Mensch und Lehrer.”

An der Umstellung auf zeitgemäße Geräte und Herstellungsmethoden kommen natürlich auch die Kunsthandwerker nicht vorbei. Den besonderen Wert, den das persönliche Verhältnis zwischen Lehrling und Meister im (Kunst-) Handwerk hat, zu schätzen und zu erhalten, steht dazu in keinem Widerspruch.