Quartiersmanagement zwischen den
Stühlen - Versagen die Politiker oder fehlt es
an Bürgersinn?


 

„Für die Armut im Bezirk und den schlechten Zustand von Grünflächen, Kitas und Schulen ist die Politik verantwortlich”, sagt Constanze Kube vom Sozialhilfeverein „Hängematte” am Boxhagener Platz. „Die Quartiersmanager sollen jetzt mit ihren paar Mark in der Tasche den Stadtteil retten. Diese Privatisierung öffentlicher Aufgaben, mit der das Versagen der Politiker bemäntelt wird, lehnen wir grundsätzlich ab.” Um das Armuts-Problem an der Wurzel anzugehen, müssten ihrer Meinung nach regulär bezahlte Stellen gerade auch im sozialen Bereich geschaffen werden. Axel Zutz von der „Initiative gegen Deregulierung” sieht das ähnlich. „Derselbe Senat, der uns hier mit dem Quartiersmanagement etwas vom Erhalt der Bewohnerstruktur vorgaukelt, höhlt zum Beispiel die hart erkämpfte Milieuschutzsatzung für das Gebiet durch Ausnahmeregelungen aus.”

Die Quartiermanager haben Verständnis für die Vorbehalte, die ihnen entgegengebracht werden. Auf der anderen Seite geht es ihnen aber auch um die Botschaft, dass „die Wasserleitung nicht mehr bis zum Mund gebaut wird”, wie Martin Thiel, Quartiersmanager im Kreuzberger Wrangelkiez, sagt. Das heißt: die Bewohner sollen mehr Eigeninitiative und Verantwortungsgefühl entwickeln und nicht immer nur Hilfe und Geld „von oben” erwarten.

„Quartiersmanager sind keine Erlöser, und Stadtentwicklung ist kein glatter, störungsfreier Prozess”, betont Erhart Pfotenhauer. Als einer der „Veteranen” der behutsamen Stadterneuerung ist er heute für die Stadterneuerungsgesellschaft S.T.E.R.N. in Prenzlauer Berg tätig. Er sieht das Quartiersmanagement in der Tradition der „behutsamen Stadterneuerung”: „Dabei geht es um die Methode, Kompromisse zwischen unterschiedlichen Interessen und Ansprüchen zu finden. Die Lösungen sind für jeden Ort und für jede Zeit andere, und eine einzig wahre Strategie gibt es natürlich nicht.”

Quartiersmanagement ist demokratische Knochenarbeit und wird gleichzeitig über- und unterschätzt. Es kann grundlegende Strukturprobleme wie Massenarbeitslosigkeit oder Verarmung nicht lösen. Doch auch wer die Welt nicht verändert, kann die Lebensbedingungen im Kiez verbessern.