Maßgeschneidertes Lernen - Drei URBAN-Projekte zwischen Anspruch und Realität


Zukunftsbau
Frau Aukslat-Bölk
Telefon 47 86 94 47
Fax 47 86 93 33
Langhansstraße 74 B
13086 Berlin

PrenzlKomm
Frau Drews oder Herr Link
Telefon 44 02 38 40
Schönhauser Allee 161 A

Baufachfrau Berlin e.V.
Monika Linder
Telefon 926 85 17
Fax 925 19 64
Meyerbeerstraße 36/40
13088 Berlin

Die Jobbörse
am Prenzl’berg

vermittelt kurzfristige Beschäftigungen für Arbeitslose zwischen 18 und 27 Jahren, die im Bezirk Prenzlauer Berg wohnen.
Ansprechpartner
Mark Schöffler
Telefon 428 61 20/21
Storkower Straße 56
10409 Berlin
www.snafu.de/~jobboerse



Schulung an modernsten
Geräten: Tischlerausbildung
bei den Baufachfrauen

Chancen vervielfacht:
Ausbildung bei PrenzlKomm

Hoher Besuch: die Europäische
Kommision bei Zukunftsbau

„Frauen müssen, um in Männerberufen überhaupt eine Chance zu haben, zusätzliche Fertigkeiten mitbringen”, sagt Monika Linder von der Baufachfrau, einem Qualifizierungszentrum für Frauen im Tischlerhandwerk. Daher erhalten die 16 Frauen hier neben einer ökologisch orientierten Tischlerausbildung zusätzlich noch kaufmännischen Unterricht sowie Kurse auf den Gebieten Design, Umweltbildung, Betriebswirtschaft und Frauenförderung. „Das soll auch als Orientierungshilfe für die künftige berufliche Richtung dienen”, sagt Linder. Die Frauen, die an dieser Modellausbildung teilnehmen, sind zwischen 19 und 25 Jahre alt. Im ersten Jahr erhalten sie bei den Baufachfrauen eine Grundausbildung, die vom Senat gefördert wird. Im zweiten Jahr gehen sie in einen Betrieb, wobei der die Ausbildungsvergütung übernimmt. Im dritten Jahr sind sie nochmals bei den Baufachfrauen und machen auch ihr Gesellenstück hier. Der Vorteil für die Betriebe: ein geringerer Ausbildungsaufwand, weil die Frauen schon mit einer Grundausbildung in den Betrieb kommen.

Trotzdem hatten auch die Baufachfrauen enorme Schwierigkeiten, die Auszubildenden unterzubringen. Aber immerhin für acht von ihnen wurde für das zweite Jahr in einem Betrieb ein Platz gefunden. Für den Rest wurde erreicht, daß sie bei den Baufachfrauen weiterlernen können und der Senat die Bezahlung übernimmt. „Die Firmen haben einfach kein Geld”, meint Monika Linder. Daß es Frauen in Männerberufen sind, komme aber sicher erschwerend noch hinzu.

Benachteiligten jungen Erwachsenen eine berufliche Perspektive zu eröffnen ist das Anliegen von Zukunftsbau. In einem Modellprojekt erhalten zehn ehemalige Sozialhilfeempfänger eine ökologisch orientierte Bauqualifizierung. Das Besondere: Die Ausbildung orientiert sich am „Modularen Lernen”. Das heißt: der Stoff wird in Portionen aufgeteilt und individuell auf die Vorkenntnisse und Neigungen der Teilnehmer abgestimmt. „Wir wollen weg von der Vorstellung, dass es eine einzige Qualifizierungsmaßnahme gibt, die für alle passt”, sagt Cornelia Aukslat-Bölk von Zukunftsbau. Eine weitere Besonderheit: Statt in der Werkstatt lernen die Teilnehmer bei einem realen Bauprojekt, nämlich bei der ökologischen Altbausanierung in der Dunckerstraße 14/15 und einem Neubau in der Greifswalder Straße 28. Inhalte der Ausbildung sind unter anderem: extensive Dachbegrünung, Wiederverwendung gebrauchter Bauelemente, Mülltrennung bei Sanierung und Wärmedämmung mit nachwachsenden Rohstoffen. Nach Beendigung der 20monatigen Ausbildung kann eine weitere Fördermaßnahme in Anspruch genommen und dann der Abschluss bei der Handwerkskammer gemacht werden. Aber auch ohne Abschluss haben die Teilnehmer auf jeden Fall bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, glaubt Cornelia Aukslat-Bölk. „Obwohl es derzeit nur ein kleines Nachfragefeld im Öko-Bereich gibt, erwerben die Leute doch Basiskenntnisse, die sie in vielen Betrieben anwenden können.”

Die größte Hürde sei aber die Motivation. „Die meisten sind schon lange aus dem Arbeitsleben raus oder standen noch nie in einem Arbeitsverhältnis”, erklärt Aukslat-Bölk. Eine intensive sozialpädagogische Betreuung sei nötig, um die Leute bei der Stange zu halten.

„Lebenspraktische Betreuung und Qualifizierung können wir gar nicht mehr voneinander trennen”. Das gilt ebenso für ein anderes neu hinzugekommenes URBAN-Projekt: Qualifizierungs- und Ausbildungsvorbereitung für psychisch Kranke. Träger ist der Verein PrenzlKomm. 20 psychisch kranke Menschen erhalten hier seit September eine Qualifizierung in den Bereichen Holzverarbeitung und Computertechnik. „Es sind Leute, die überhaupt keine Chance auf eine reguläre Qualifizierungsmaßnahme haben”, betont Uwe Linke von PrenzlKomm. „Der Andrang war groß”, berichtet er. Gelernt werden nicht nur fachliche Inhalte, sondern auch Teamfähigkeit und soziale Zusammenhänge. „Arbeit spielt eine ganz zentrale Rolle für psychisch Kranke”, sagt Linke.

Bislang sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Eifer bei der Sache, erst einer ist abgesprungen. Der Unterricht geht über 11 Monate, 15 Stunden in der Woche. „Mehr würden die meisten gar nicht durchhalten”, sagt Linke. In Verhandlungen mit dem Sozialamt wurde erreicht, daß Leistungen wie Sozialhilfe oder Erwerbsunfähigkeitsrente weiter gezahlt werden.

Ob die Teilnehmer danach Arbeit finden werden, lässt sich schwer abschätzen. Die Maßnahme soll in erster Linie der beruflichen Orientierung dienen. „Aber eins steht fest: Sie haben ihre Chancen um ein Vielfaches erhöht”, sagt Linke.