Wolfgang Froitzheim,
Leiter des Arbeitsamtes
Prenzlauer Berg

Auf dem Weg in die Servicegesellschaft - Fragen an das Arbeitsamt


Lokale Arbeitsplätze zu schaffen ist ein übergeordnetes Ziel des URBAN-Programms. Für wie wirksam halten Sie diesen Ansatz, der auf kleinteilige, gebietsbezogene Projekte zugeschnitten ist?

Bei einer Arbeitslosenquote von 17,1% in unserem Zuständigkeitsbereich sind wir froh über jede einzelne neue Stelle. Bestimmte Initiativen kämen ohne URBAN gar nicht zum Tragen. Trotzdem muß man die Wirksamkeit des Programms relativieren. Denn während der Ausbildungsverbund URBAN zum Beispiel 36 Lehrstellen schafft, entstehen in Berlin aus Mitteln des Landesarbeitsamtes und des Senats rund 3300 Ausbildungsplätze. Dazu kommen noch einmal mehr als 1500 Plätze, die mit Hilfe des Jugendsofortprogramms der Bundesregierung eingerichtet werden können.

Welche Strategien muß eine wirksame Beschäftigungspolitik verfolgen?

Beschäftigungspolitik reagiert auf die vorhandene Arbeitsmarktsituation, geprägt durchden Strukturwandel, der in Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee noch nicht abgeschlossen ist. Immer noch gehen Arbeitsplätze in der Industrie verloren, während andererseits der Dienstleistungsbereich noch nicht ausreichend entwickelt ist.

Der Ansatz des URBAN-Programms, diesen Wandlungsprozeß positiv zu beeinflussen, ist gerade für unseren Arbeitsmarktbezirk sehr wichtig.

Notwendig ist darüber hinaus eine bessere Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung und die Zusammenarbeit mit engagierten Bezirks- und Senatsverwaltungen.

Welche Perspektiven gibt es für die Arbeitslosen in Berlin?

Ich rechne damit, daß sich der Umzug der Bundesregierung nach Berlin positiv auf die Beschäftigungssituation auswirkt –natürlich nicht von heute auf morgen. So wird zum Beispiel die Nachfrage in den Bereichen Kommunikation, Transport, Sicherheits- und Finanzdienstleistungen steigen.

Existenzgründung wird im Zusammenhang mit dem Wachstumspotential des Dienstleistungssektors immer wieder als eine Art Königsweg aus der Arbeitslosigkeit genannt. Wie realistisch ist das?

Das ist durchaus realistisch. In Zukunft wird nicht mehr in großen Firmenverbänden gearbeitet, Leistungen werden zugekauft, und diese Leistungen werden von flexiblen Kleinunternehmen angeboten.

Deshalb sind Existenzgründungen sinnvoll, und wir unterstützen Arbeitslose dabei durch Beratung und Überbrückungsgeld. Die Nachfrage steigt: von 3650 Anträgen zur Existenzgründung 1997 in Berlin stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 5500.