Das Glück im Volkspark - Berlins grüne Tradition


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Wohnen im Grünen:
Gartenstadtsiedlung
in Zehlendorf

Peter Josef Lenné war der erste Gartenarchitekt, der Erholungsflächen für die Bevölkerung forderte. „Wie sehr Berlin daran Mangel leidet, ist bekannt”, stellte er 1840 fest und empfahl dringend die „Vervielfältigung der öffentlichen Spazierwege”, die „in einer großen Stadt nicht allein des Vergnügens wegen, sondern auch aus Rücksicht auf die Gesundheit” notwendig seien. Lenné hat die grüne Tradition Berlins maßgeblich geprägt. So machte er zum Beispiel den „königlichen Tiergarten” zu einer der schönsten Parkanlagen Europas und gab die entscheidenden Anstöße für dessen bürgerliches Pendant, den Volkspark Friedrichshain, der 1846 angelegt wurde. Dieser erste Berliner Volkspark war ein Meilenstein für die weitere Entwicklung großer kommunaler Parkanlagen, die dem Volk nicht mehr nur Spazierwege und Bänke, sondern auch Spielwiesen, Badeteiche und Erfrischungshäuschen zu bieten hatten.

Alle Vorteile des Stadtlebens mit den Freuden des Landlebens zu vereinen – davon träumte die von England ausgehende Gartenstadtbewegung, die um die Jahrhundertwende auch in Deutschland begeisterte Anhänger fand. Und tatsächlich entstanden neue (kleinere) Städte mit viel Grün wie Hellerau bei Dresden. Doch für das Leben in den Metropolen war die Gartenstadt keine Lösung.

Die katastrophalen Zustände in den Mietskasernen wurden nicht nur von sozialpolitisch engagierten Architekten, sondern auch von gleichgesinnten Gartenkünstlern kritisiert. In den Reformsiedlungen der 20er Jahre versuchten sie gemeinsam, die Lebensbedingungen der Arbeiter durch Licht, Luft, Sonne und Grün zu verbessern.

Auch bei der Gestaltung von begrünten Stadtplätzen aus derselben Zeit galt das Ziel, wohnungsnahe Erholungsmöglichkeiten für Arbeiterfamilien zu schaffen. Blütenpracht, Kinderspielplätze, Spazierwege, Bänke und Trinkbrunnen – ihre Nutzungsvielfalt war ein wichtiges Kriterium, um der programmatischen „Erholungsplanung” gerecht zu werden.

Einen vergleichbaren Innovationsschub wie in den 20er Jahren erlebte die Garten- und Landschaftsplanung erst wieder ein halbes Jahrhundert später. Zu Zeiten einer starken Ökologiebewegung standen nicht mehr soziale Ziele, sondern der Naturschutz im Mittelpunkt – mit tendenziell stadtfeindlichen Ansätzen.

Bei der jüngeren Generation der Landschaftsarchitekten läßt sich nach der Einschätzung von Jürgen Wenzel, Professor für Landschaftsplanung an der Technischen Universität Berlin, ein neues Interesse an der Stadt ausmachen: „Es gibt eine neue Perspektive, die soziale und ökologische ebenso wie ökonomische Aspekte der Freiraumplanung und -gestaltung berücksichtigt.”

„Grün” ist ein elementares Bedürfnis, heute wie zu Lennés Zeiten. Dennoch ist ein Park nicht mehr der Ort, an dem „der fleißige Handwerker, der tätige Fabrikarbeiter nach überstandenem Tagewerk sich ergehen können”. Der gleichmäßige Lebensrhythmus von damals hat sich längst aufgelöst. Mit dem Verhältnis von Arbeit und Freizeit haben sich auch die Ansprüche und Bedürfnisse der Parkbesucher verändert.