Härtere Nutzung, robustere Parks - Reaktionen auf den schlechten Zustand vieler Grünanlagen


Action im Park: die Zeit
der Flaneure im Sonntags-
anzug ist vorbei

Zertrampelte Blumenbeete, leere Bierdosen neben der Parkbank und Plätze, die zum ausschließlichen Terrain aggressiver Hunde (-besitzer) geworden sind. Wer spazierengeht, merkt schnell, daß der Zustand vorhandener Grünflächen ein ebenso großes Problem ist wie die Tatsache, daß es zu wenig davon gibt.

Dem allgegenwärtigen Sparzwang entgingen auch die Grünflächenämter nicht: 80 Prozent ihrer Unterhalts- und 30 Prozent Personalmittel fielen ihm in den letzten Jahren zum Opfer. „Wir bewegen uns zurück in die Steinzeit“, meint Adalbert Maria Klees vom Natur- und Grünflächenamt Friedrichshain. Mit ABM-Kolonnen lasse sich ein Park nun mal nicht fachgerecht pflegen, „und je schlechter eine Grünanlage aussieht, desto rücksichtsloser benehmen sich die Leute“.

Wenn verwahrloste Flächen schließlich ganz gemieden werden, führt das unter Umständen dazu, daß die Notwendigkeit von Freiräumen generell in Frage gestellt wird – ein Teufelskreis.

Den Ruf nach „mehr Grün für mehr Lebensqualität“ sieht Ursula Renker, Mitarbeiterin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, äußerst kritisch: „Grün” sei zum Mythos geworden, zum „Hoffnungsträger, dem man zutraut, soziale und gesellschaftliche Ungereimtheiten auszugleichen“. Das Ziel müsse statt dessen sein, vorhandene Parks und Gärten für den „härter“ gewordenen Umgang mit ihnen zu qualifizieren. Mit der guten alten Zeit hat sie wenig im Sinn: „Wir sind nun einmal nicht mehr die Gesellschaft, in der Mädchen in weißen Söckchen im Park spazierengeführt wurden.” Heute brettern Skater durch die Botanik, und die Mentalität der Wegwerfgesellschaft geht an den Grünanlagen nicht spurlos vorbei. Auf diese veränderten Beanspruchungen habe man bisher, so Renker, zu wenig reagiert: „Wir brauchen robustere Parks.”