Die Verteidigung der Idylle - Fragen an Elke Hube, Vorsitzende der Gartenamtsleiterkonferenz beim deutschen Städtetag


Gibt es genug Grün in Berlin?

Die Stadt ist unterschiedlich versorgt, denn wer in der Innenstadt lebt, muß sich mit sehr viel weniger Grün zufrieden geben als die Spandauer und Köpenicker. Diese Unterversorgung wäre lösbar, wenn man nur wollte: durch die Neuentdeckung der Ufer oder die Umnutzung von ehemaligem Industriegelände sind Flächen dafür vorhanden. Wichtig ist auch, bestehende kleinteilige Grünanlagen miteinander zu verbinden, wie es zum Beispiel durch die Freilegung der Panke geschieht, die streckenweise noch in Rohren versteckt von Pankow nach Mitte fließt.

Welche Eigenschaften haben Plätze und Parks, die ihre soziale Funktion erfüllen?

Sie ermöglichen die Distanz zu Verkehr, Stein und Stadt und bieten ihren Besuchern die Möglichkeit, sich auf bestimmte Weise zu begegnen, anonym zu bleiben und trotzdem gucken zu können. Sie sind nicht nur Durchgangsfläche, sondern haben Aufenthaltsqualitäten für Gruppen mit unterschiedlichen Interessen: Spiel- und Liegewiesen, Joggingstrecken und Oasen der Ruhe.

Ein Park und erst recht ein Platz kann nicht alle Ansprüche auf einmal erfüllen. Gerade für die aktiven Formen der Freizeitgestaltung kommen aber nicht nur ausgewiesene Grünflächen in Frage. Auch Schulhöfe oder asphaltierte Parkplätze von öffentlichen Gebäuden – für Skater ideal! – müßten als kostengünstiges Flächenpotential viel konsequenter erschlossen werden.

Moderne Parks sind multifunktional, Landschaftsarchitekten reagieren mit flexiblen Konzepten auf die Ansprüche einer mobilen, individualisierten Gesellschaft. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Eine Gestaltung, die sich auf ein paar Rasenflächen und Bäume beschränkt, finde ich zu mager. Auch der mobile Stadtmensch sehnt sich nach Rückzugsmöglichkeiten in eine grüne Idylle mit Blickbeziehungen zwischen Pflanzen, Wasser und Himmel, und das ist auch ganz in Ordnung.

Welche Konsequenzen haben die Mittelkürzungen für die Natur- und Grünflächenämter?

Der traurige Zustand vieler Parks und Gärten zeigt, daß wir dabei sind, die Substanz abzubauen. Sponsoren lassen sich nach unserer Erfahrung zwar für einzelne Investitionen gewinnen, aber nicht für die notwendige dauerhafte Pflege und Entwicklung von Grünflächen. Auch diese Art von Daseinsvorsorge bleibt deshalb eine Aufgabe der Verwaltung.

Abgesehen davon steigen die Vermarktungschancen von Immobilien, wenn die „Grünkomponente” stimmt – private Unternehmer haben das bereits ganz gut erkannt.